Kultusministerin Susanne Eisenmann stellte sich in der Kreuzkirche Fragen von Eltern und Lehrern

Die baden-württembergische Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann stand am Mittwochabend in der Kreuzkirche 100 Besuchern Rede und Antwort. Mit Kompetenz und Sachverstand zum Thema Bildungspolitik sorgte die Ministerin unaufgeregt dafür, dass das „Fischglas“ zu keinem Haifischbecken für sie wurde.

NÜRTINGEN. Sabine Schmid-Glotzmann, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Nürtinger Schulen, begrüßte neben der Kultusministerin auch Nürtingens Bürgermeisterin Annette Bürkner und den Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann. „Heute haben sich viele Lehrer und Elternvertreter eingefunden“, sagte Schmid-Glotzmann, die die Moderation des vom CDU-Stadtverband initiierten Abends vornahm.

Schmid-Glotzmanns erste Frage an die Kultusministerin zielte auf die Leistungsfähigkeit der Realschulen. Sie seien nach wie vor die Schulart mit den meisten Anmeldungen, und man wolle diese auch künftig stärken, antwortete Eisenmann: „Sorge um die Zukunft unserer Realschulen habe ich nicht“. Ob sich an den Gymnasien künftig das G 8 oder G 9 durchsetze?, wollte Schmid-Glotzmann wissen. „In der Koalition gibt es zur Zeit keine Diskussion, zum G 9 zurückzukehren“, stellte die Ministerin klar.

Wie im Kultusministerium der Bildungsauftrag der Schulen definiert werde, die sich mit immer mehr Kindern aus Einzelhaushalten und Schülern mit Migrationshintergrund konfrontiert sehen, lautete die abschließende Frage. „Der Bildungsauftrag liegt bei den Schulen – der Erziehungsauftrag bei den Eltern“, stellte Eisenmann klar. Die Schule könne nicht den Reparaturauftrag der Gesellschaft übernehmen. „Es gibt natürlich auch Eltern, die aufgrund sprachlicher Probleme und fehlender Bildung ihren Kindern nicht helfen können“, stellte die Kultusministerin klar, dass man zwischen Eltern, die ihren Kindern nicht helfen können oder nicht helfen wollen, differenzieren müsse.

Nach dieser Anfangsfragenrunde hatten die Gäste die Gelegenheit Fragen rund ums Thema Bildungspolitik an die Protagonistin des Abends zu stellen. Warum sich die Kinder freuen, wenn sie in die Schule kommen, aber ab der vierten Klasse oft nicht mehr, wollte eine Mutter wissen. Das hänge sicher auch mit dem vorhandenen Leistungsgedanken zusammen, und es gebe Dinge, die man gerne mache, und welche die man halt machen müsse, sagte die Ministerin. „Die Bandbreite ist wichtig, es wird einem nie alles Spaß machen“.

Eine Realschullehrerin kritisierte den Beschluss, dass Kinder der Klasse 5, die nicht mitziehen, in die Klasse 6 versetzt werden müssen. Damit rannte sie offene Türen bei der Kultusministerin ein. „Wir sind gerade dabei das zu korrigieren“. Eine Fachlehrerin der Grundschule Reudern prangerte den Personalnotstand an kleinen Grundschulen an. „Dass wir in diesem Bereich nicht optimal aufgestellt sind, steht außer Frage“, sagte Eisenmann und sprach von 850 Grundschulen mit unter 100 Schülern im Land. In anderen Bundesländern seien so kleine Schulen längst geschlossen worden. Die Ministerin weiß aber auch: „Im ländlichen Raum ist die Schule mehr als Unterricht, was für die Beibehaltung dieser Standorte spricht“.

Ein Unternehmer wollte wissen, wie es um die Digitalisierung an den Schulen stehe. 630 Millionen Euro, 120 000 Euro pro Schule würden investiert, berichtete Eisenmann. Nachholbedarf herrsche aber teilweise noch bei der Ausbildung der Pädagogen. Ein Lehrer aus Neuffen merkte an, dass die vorgesehenen 17 Ausbildungsstunden für die Lehrkräfte nicht ausreichten, um Schüler unterrichten zu können.

Nach gut 100 Minuten angeregter Diskussion verabschiedete sich Dr. Susanne Eisenmann von den Zuhörern. Sie hatte sich nicht bei Kritik über Versäumnisse ihres Vorgängers Andreas Stoch aufgehalten und in ihren Ausführungen meistens nach vorne geblickt.

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